
Frechen - Eine spannende Geschichte
Die Stadt Frechen, heute eine bedeutende Kommune im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen, blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück. Schon in der Jungsteinzeit war das Gebiet um Frechen besiedelt, wie archäologische Funde belegen. Besonders die geographisch günstige Lage am Übergang zwischen dem fruchtbaren Kölner Buchtgebiet und dem Vorgebirge begünstigte eine frühe Ansiedlung. Zur Römerzeit verlief die wichtige Heerstraße von Köln nach Trier durch das heutige Stadtgebiet. Entlang dieser Verbindungsroute entstanden Gutshöfe, sogenannte Villae Rusticae, sowie kleinere Siedlungen, die der Versorgung der benachbarten Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium – dem heutigen Köln – dienten. Zahlreiche Fundstücke, darunter Keramik, Münzen und Baureste, zeugen noch heute von dieser Epoche und sind Bestandteil der regionalen Geschichte Frechens.
Frechen im Mittelalter – Vom Kirchdorf zum Töpferzentrum
Die erste urkundliche Erwähnung Frechens datiert auf das Jahr 877 n. Chr., als das Dorf in einer Schenkungsurkunde auftaucht. Im Mittelalter entwickelte sich Frechen zu einem bedeutenden Kirchdorf innerhalb des Erzbistums Köln. Die Kirche St. Audomar, deren Ursprünge bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen, war lange Zeit religiöser Mittelpunkt der Gemeinde. Frechens eigentliche wirtschaftliche Blüte begann im späten Mittelalter mit dem Aufstieg des Töpferhandwerks. Durch den Abbau hochwertiger Tonvorkommen in der Umgebung entstand eine überregional bekannte Keramikindustrie. Frechen entwickelte sich zu einem Zentrum der Steinzeugherstellung, das bis nach England, Skandinavien und in die Niederlande exportierte. Besonders bekannt wurden die sogenannten Bartmannkrüge, die ab dem 16. Jahrhundert aus Frechen in alle Welt gingen. Diese kunstvoll verzierten Krüge mit dem markanten bärtigen Gesicht als Dekor sind bis heute Symbole Frechener Handwerkskunst und identitätsstiftend für die Stadtgeschichte.
Vom Dorf zur Industriestadt – Wandel im 19. Jahrhundert
Mit dem Beginn des Industriezeitalters im 19. Jahrhundert durchlief Frechen einen tiefgreifenden Wandel. Der Tonabbau wurde weiter intensiviert und industriell betrieben. Gleichzeitig entwickelte sich der Braunkohleabbau zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Die Region um Frechen, Hürth und Köln wurde Teil des rheinischen Braunkohlereviers, eines der bedeutendsten Energiezentren Deutschlands. Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Köln–Frechen–Berrenrath im Jahr 1893 förderte diese Entwicklung erheblich. Sie erleichterte den Abtransport von Braunkohle und Tonprodukten und band Frechen enger an die Märkte der Großstadt Köln. In der Folgezeit entstanden neue Arbeitsplätze und eine rasch wachsende Bevölkerung. Zahlreiche Arbeiterfamilien zogen in die Region, was den bis dahin ländlichen Charakter des Ortes nachhaltig veränderte. Auch das Stadtbild wandelte sich: Es entstanden neue Siedlungen, Schulen, Verwaltungsbauten und Infrastruktur. Die Bevölkerungszahl stieg deutlich an, und Frechen entwickelte sich von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einer industriell geprägten Mittelstadt.
Frechen im 20. Jahrhundert – Zwischen Wachstum und Umbrüchen
Das 20. Jahrhundert brachte für Frechen – wie für viele deutsche Städte – zahlreiche Herausforderungen. Die beiden Weltkriege führten zu tiefen Einschnitten in die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde auch Frechen mehrfach Ziel alliierter Luftangriffe, wodurch Teile der Infrastruktur zerstört wurden. Nach dem Krieg erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung. Die Braunkohleindustrie florierte erneut, ebenso der keramische Sektor. Mit dem Wirtschaftswunder der 1950er- und 1960er-Jahre wuchs die Stadt weiter, neue Wohngebiete wurden erschlossen und moderne Schulen, Sporteinrichtungen sowie Einkaufszentren entstanden. Ein wichtiger Meilenstein in der jüngeren Geschichte war die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1951. Frechen wurde offiziell zur Stadt erhoben – ein symbolträchtiger Schritt, der die Bedeutung der Kommune innerhalb der Region Köln/Bonn unterstrich.
Ab den 1970er-Jahren setzte ein Strukturwandel ein. Die Keramikproduktion verlor zunehmend an Bedeutung, auch der Tonabbau wurde stark zurückgefahren. Der Braunkohletagebau verlagerte sich allmählich weiter westlich in Richtung Hambach und Garzweiler. Trotzdem blieb Frechen wirtschaftlich stabil, unter anderem durch die Ansiedlung neuer Dienstleistungsunternehmen und Handelszentren.
Kultur und Identität – Die Bedeutung des Töpferhandwerks
Obwohl die industrielle Produktion heute eine geringere Rolle spielt, prägt das Töpferhandwerk weiterhin die Identität der Stadt. Das Keramion, ein zentrales Museum für moderne und historische Keramik, ist ein sichtbares Zeichen dieser kulturellen Verbindung. Es wurde 1971 eröffnet und beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen keramischer Kunst in Deutschland. Die einzigartige Architektur des Gebäudes, das einem überdimensionalen Tongefäß ähnelt, macht das Keramion zu einem Wahrzeichen Frechens. Zahlreiche Veranstaltungen, wie der Frechener Töpfermarkt, erinnern regelmäßig an die lange Tradition der Keramik. Auch in der Stadtgestaltung finden sich immer wieder Anspielungen auf das Töpfererbe – etwa in Straßennamen oder öffentlichen Kunstwerken. Diese kulturelle Verwurzelung gibt Frechen ein starkes Profil in der Region. Trotz Modernisierung und urbanem Wandel hat sich die Stadt einen Teil ihrer handwerklich-bürgerlichen Identität bewahrt.
Frechen heute – Moderne Stadt im Ballungsraum Köln
Heute präsentiert sich Frechen als lebendige Stadt mit rund 53.000 Einwohnern. Die Nähe zu Köln und die hervorragende Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr machen die Stadt zu einem beliebten Wohnort für Pendler. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut, Kindergärten, Schulen, Sporteinrichtungen und ein vielseitiges Kulturangebot tragen zur Lebensqualität bei. Wirtschaftlich hat sich Frechen breit aufgestellt. Neben dem Einzelhandel – etwa dem Einkaufszentrum Rhein-Center – und zahlreichen mittelständischen Betrieben, haben sich auch Logistikunternehmen, IT-Dienstleister und Gesundheitsanbieter niedergelassen. Zudem betreibt die Stadt aktive Standortpolitik, um zukunftsfähige Branchen anzusiedeln.
Frechen ist auch Teil regionaler Kooperationen im Rhein-Erft-Kreis und beteiligt sich an Initiativen zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Neue Wohnbauprojekte, Mobilitätskonzepte und eine auf Bürgerbeteiligung ausgerichtete Stadtpolitik prägen das Bild. Die historische Verbindung zur rheinischen Kultur, die Pflege der Traditionen und gleichzeitig der Blick nach vorn machen Frechen zu einer besonderen Stadt – verwurzelt in der Geschichte, offen für die Zukunft.
5 spannende Geheimnisse
Die verborgene römische Vergangenheit Frechens
Frechen ist heute vor allem als moderne Stadt im Rhein-Erft-Kreis bekannt. Doch unter der Oberfläche liegt eine spannende Geschichte verborgen, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet bereits zur Zeit des Römischen Reiches besiedelt war. Besonders entlang der alten Römerstraße, die von Köln nach Jülich führte, stießen Forscher auf Spuren römischer Gutshöfe und Keramikwerkstätten. Diese Zeugnisse früher Besiedlung sind größtenteils nicht öffentlich sichtbar, befinden sich jedoch in Archiven und unterirdischen Fundstätten. In einigen Bauprojekten kam es sogar zu kurzfristigen Stopps, weil Ausgrabungen durchgeführt werden mussten. Die römische Vergangenheit Frechens ist ein gut gehütetes, aber faszinierendes Geheimnis, das zeigt, wie tief die Wurzeln dieser Stadt reichen – weit mehr, als der heutige urbane Charakter erahnen lässt.
Der geheimnisvolle Keramikbunker unter Frechen
Frechen ist weithin für seine jahrhundertealte Tradition in der Keramikherstellung bekannt. Was viele nicht wissen: Unter der Stadt existiert ein alter Lagerbunker, in dem einst wertvolle Keramikarbeiten eingelagert wurden – geschützt vor Kriegseinwirkungen und Diebstahl. Dieser Bunker stammt vermutlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und wurde speziell für das sichere Verwahren von Kunst- und Handwerksgütern angelegt. Heute ist der Bunker nicht öffentlich zugänglich, doch ehemalige Keramiker und Stadtchronisten wissen von seiner Existenz. Einige der dort einst gelagerten Stücke befinden sich heute im Keramion, dem bekannten Keramikmuseum der Stadt. Die Existenz dieses Bunkers ist ein beeindruckendes Zeugnis für den Stellenwert, den die Keramik in Frechen über die Jahrhunderte eingenommen hat – und ein spannendes Kapitel Stadtgeschichte, das vielen verborgen bleibt.
Die verschwundene Brauerei mitten in Frechen
In der heutigen Stadtlandschaft kaum mehr erkennbar, war Frechen einst Heimat einer traditionsreichen Brauerei, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Die Brauerei, die im 19. Jahrhundert gegründet wurde, produzierte über Jahrzehnte hinweg ein beliebtes Bier, das nicht nur im Rheinland getrunken wurde. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Betrieb jedoch stillgelegt, die Gebäude abgerissen oder in andere Nutzung überführt. Nur Eingeweihte wissen, dass sich in einem heutigen Wohn- und Geschäftskomplex noch alte Kellergewölbe der Brauerei befinden. Diese wurden teilweise in Neubauten integriert und sind heute entweder Lagerfläche oder gänzlich verschlossen. Das Wissen um die verschwundene Brauerei wird in lokalen Vereinen und Archiven bewahrt und ist ein fesselndes Beispiel dafür, wie sich städtische Identität verändern kann, ohne dass ihre historischen Spuren ganz verschwinden.
Ein vergessenes Freiluftkino im Grünen
In den 1950er- und 1960er-Jahren erfreuten sich Freiluftkinos in Deutschland großer Beliebtheit – auch in Frechen. Nur wenige wissen jedoch, dass sich am Rande der Stadt einst ein solches Kino befand, mitten in einem Waldstück in der Nähe des heutigen Sportparks. Damals versammelten sich hier Familien und Jugendliche, um unter freiem Himmel Filme zu schauen. Die Leinwand bestand aus einer einfachen Holzstruktur, und die Zuschauer saßen auf Holzbänken oder brachten Decken mit. Heute ist das Gelände überwuchert, doch wer genau hinsieht, erkennt noch Reste der ehemaligen Sitzreihen und Bodenfundamente. Die Geschichte des Freiluftkinos ist ein nostalgisches Kapitel Frechener Freizeitkultur und erzählt von einer Zeit, in der gemeinschaftliches Erleben ohne digitale Technik im Mittelpunkt stand. Ein echter Geheimtipp für alle, die sich für die unbekannten Seiten der Stadt interessieren.
Das verschwundene Schloss Grefrath
Im heutigen Stadtteil Grefrath stand einst ein prächtiges Schloss, das heute fast vollständig aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden ist. Schloss Grefrath war im Besitz eines Adelsgeschlechts, das im 18. und 19. Jahrhundert großen Einfluss auf die Entwicklung der Region hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das inzwischen stark beschädigte Gebäude nicht wieder aufgebaut, sondern Stück für Stück abgetragen. Heute steht auf dem Gelände ein unscheinbarer Gewerbebau, der keinerlei Rückschlüsse auf die historische Pracht zulässt. Historische Fotos und Skizzen, die in örtlichen Archiven aufbewahrt werden, zeugen jedoch noch von der beeindruckenden Architektur. Das Schloss Grefrath ist ein Symbol für den Wandel Frechens – von einem Ort mit adligem Einfluss hin zu einer modernen Stadt mit gewerblicher Prägung. Seine Geschichte gehört zu den spannendsten und zugleich vergessenen Geheimnissen der Stadt.