
Hürth - Eine spannende Geschichte
Die Geschichte der Stadt Hürth reicht weit zurück in die Frühgeschichte. Bereits in der Jungsteinzeit siedelten Menschen auf dem fruchtbaren Boden zwischen Köln und der Eifel. Besonders die Nähe zum Rhein und die günstigen klimatischen Bedingungen machten die Region für frühe Ackerbaukulturen attraktiv. Die ersten archäologischen Spuren stammen aus der Zeit um 5000 v. Chr. und belegen eine durchgehende Besiedlung bis in die Römerzeit.
Mit dem Vordringen der Römer ins Rheinland wurde die Region rund um das heutige Hürth systematisch erschlossen. Römerstraßen, Landgüter (villae rusticae) und kleinere Siedlungen prägten das Landschaftsbild. Die heutige Stadt Hürth liegt an einem historischen Römerweg, der Köln mit Trier verband. Noch heute sind römische Funde und Strukturen in Hürth dokumentiert, insbesondere im Bereich der Stadtteile Hermülheim und Efferen. Die Römer etablierten nicht nur Handelswege, sondern auch erste industrielle Strukturen, darunter Ziegeleien und Töpfereien.
Mittelalterliche Entwicklung und kirchliche Macht
Nach dem Zerfall des Römischen Reiches wurde das Rheinland von fränkischen Stämmen besiedelt. Diese brachten neue gesellschaftliche und politische Strukturen in die Region. Aus dieser Zeit stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen mehrerer Ortsteile Hürths. Hermülheim etwa wird bereits im 9. Jahrhundert in einem Dokument des Klosters St. Pantaleon in Köln genannt. Auch Efferen und Fischenich blicken auf eine lange Geschichte zurück, die eng mit der kirchlichen Grundherrschaft verbunden ist.
Im Mittelalter war das Gebiet des heutigen Hürth stark zersplittert. Verschiedene Adelsgeschlechter, kirchliche Institutionen und Landesherren teilten sich die Macht über die einzelnen Dörfer. Diese gehörten verwaltungstechnisch zumeist zum Kurfürstentum Köln. Die ländlich geprägte Bevölkerung lebte vor allem von der Landwirtschaft, insbesondere vom Getreide- und Gemüseanbau sowie der Viehzucht. Zahlreiche Gutshöfe, Wasserburgen und Kirchen zeugen noch heute von der Bedeutung dieser Zeit.
Französische Revolution und preußische Verwaltung
Einen tiefgreifenden Einschnitt in die Geschichte Hürths brachte die französische Besetzung während der Revolutionskriege Ende des 18. Jahrhunderts. Mit dem Einmarsch französischer Truppen wurde das Rheinland 1794 in das französische Staatsgebiet integriert. Die neuen Machthaber führten weitreichende Reformen durch: Die feudalen Strukturen wurden abgeschafft, kirchlicher Besitz verstaatlicht und moderne Verwaltungsbezirke eingeführt. Viele Hürther Ortsteile wurden nun sogenannten "Mairien" unterstellt – eine frühe Form von Bürgermeistereien.
Nach der Niederlage Napoleons kam das Rheinland 1815 auf dem Wiener Kongress an das Königreich Preußen. Hürth wurde nun Teil des Landkreises Köln. Die preußische Verwaltung brachte Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt, insbesondere durch Investitionen in Infrastruktur und Bildung. Auch erste Industriebetriebe siedelten sich im Umfeld von Köln an, was den ländlichen Charakter Hürths allmählich veränderte.
Industrialisierung und Aufschwung im 19. Jahrhundert
Mit der fortschreitenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann ein tiefgreifender Strukturwandel in der Region. Die Nähe zur rheinischen Metropole Köln sowie der Zugang zu Bodenschätzen wie Braunkohle machten Hürth zu einem attraktiven Standort für Industrie und Energiegewinnung. Besonders der Braunkohleabbau prägte die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich. Im Süden Hürths entstanden große Tagebaue, darunter der Tagebau Hürtherberg. Die gewonnene Kohle wurde zur Energieerzeugung und zur Versorgung benachbarter Industrieanlagen genutzt.
Zahlreiche Arbeiter aus dem Rheinland und darüber hinaus zogen nach Hürth, um in den neuen Industriebetrieben Arbeit zu finden. Ganze Wohnsiedlungen entstanden für die Beschäftigten der Braunkohlewerke, wie zum Beispiel die Knapsacker Werkssiedlung. Gleichzeitig wurden Bahnlinien und Straßen ausgebaut, um den Transport von Rohstoffen und Produkten zu erleichtern. In dieser Phase wandelte sich Hürth von einer landwirtschaftlich geprägten Region zu einem Industriestandort mit wachsender Bevölkerung und urbaner Infrastruktur.
Die kommunale Neuordnung und Stadtwerdung im 20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert prägten politische und strukturelle Veränderungen die Entwicklung Hürths maßgeblich. Während der Weimarer Republik und des Dritten Reiches wurde die industrielle Produktion weiter ausgebaut, insbesondere in den Bereichen Chemie, Metallverarbeitung und Energie. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Hürth wie viele deutsche Städte Schäden erlitt, setzte der Wiederaufbau rasch ein. Die Nähe zu Köln spielte dabei eine wichtige Rolle: Viele Menschen, deren Wohnungen in Köln zerstört wurden, fanden in Hürth eine neue Heimat.
Ein zentraler Schritt in der Stadtgeschichte war die kommunale Neuordnung im Jahr 1930, als mehrere Ortsteile zu einer einheitlichen Gemeinde Hürth zusammengeschlossen wurden. Diese Reform war notwendig geworden, um die Verwaltung der schnell wachsenden und wirtschaftlich zusammengewachsenen Orte effizienter zu gestalten. Die eigentliche Stadterhebung erfolgte jedoch erst 1978, als Hürth offiziell die Stadtrechte erhielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Hürth bereits zu einer modernen Stadt mit gewachsener Infrastruktur, vielfältigem Bildungsangebot und einem starken industriellen Rückgrat entwickelt.
Hürth im 21. Jahrhundert – zwischen Geschichte und Innovation
Heute ist Hürth eine lebendige Stadt mit über 60.000 Einwohnern, die von ihrer historischen Vielfalt und wirtschaftlichen Dynamik profitiert. Die Stadt besteht aus mehreren Stadtteilen, von denen jeder seine eigene Geschichte und Identität bewahrt hat. Während Hermülheim das Verwaltungszentrum bildet, ist Efferen vor allem durch seine Nähe zu Köln und seine urbanen Wohngebiete geprägt. Knapsack steht noch heute für industrielle Produktion und Energieerzeugung, auch wenn sich viele Betriebe im Strukturwandel befinden.
Neben der Industrie haben sich in Hürth auch neue Wirtschaftszweige etabliert. Das Medienzentrum Hürth ist Sitz zahlreicher Film- und Fernsehproduktionen und hat der Stadt überregionale Bekanntheit verschafft. Gleichzeitig investiert die Stadt in Bildung, Digitalisierung und nachhaltige Stadtentwicklung, um den Anforderungen einer modernen urbanen Gesellschaft gerecht zu werden.
Historische Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Gleuel, die Wasserburg Kendenich oder die Pfarrkirche St. Katharina in Efferen erinnern an die jahrhundertealte Geschichte der Region. Kulturelle Veranstaltungen, Vereinsleben und eine gut ausgebaute Infrastruktur machen Hürth heute zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort im Rhein-Erft-Kreis.
5 spannende Geheimnisse
Das geheime Tunnelsystem unter dem Hürther Stadtwald
Unter dem heutigen Hürther Stadtwald befinden sich alte, weitgehend unbekannte Stollen- und Tunnelsysteme, die ursprünglich zur Braunkohleförderung dienten. Bereits im 19. Jahrhundert wurde in Hürth intensiv Braunkohle abgebaut, und dabei entstand ein verzweigtes Netz unterirdischer Gänge. Viele dieser Schächte wurden nach Stilllegung der Gruben nicht komplett verfüllt, sondern lediglich gesichert. Heute erinnern nur noch wenige, schwer zugängliche Stellen an diese unterirdischen Strukturen. Experten vermuten, dass sich unter Teilen des Stadtwaldes noch begehbare Abschnitte befinden, die allerdings aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich sind. Das Geheimnis dieser Tunnelanlagen begeistert bis heute Technikfans, Historiker und Abenteurer gleichermaßen. Immer wieder gibt es Berichte über alte Karten oder verborgene Eingänge, die auf vergessene Teile der Industriegeschichte Hürths hindeuten. Dieses geheime Erbe der Region ist ein eindrucksvolles Zeugnis der industriellen Vergangenheit, die tief unter der heutigen Natur verborgen liegt.
Die vergessene Sternwarte am Hürther Bogen
Weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich in den 1950er-Jahren eine kleine private Sternwarte in Hürth befand. Am Rand des heutigen Stadtteils Hermülheim errichtete ein begeisterter Hobbyastronom auf einem ehemaligen Bauernhof eine eigene Beobachtungsstation. Diese wurde nicht nur für private Himmelsbeobachtungen genutzt, sondern diente auch Schülergruppen und naturwissenschaftlich interessierten Besuchern als Ausflugsziel. Nach dem Tod des Besitzers geriet die Anlage in Vergessenheit und wurde schließlich abgebaut. Heute gibt es kaum noch Spuren der einstigen Sternwarte – und doch lebt ihre Geschichte in den Erzählungen älterer Anwohner weiter. Historische Aufnahmen und private Aufzeichnungen dokumentieren das Engagement und die Begeisterung für Wissenschaft, die einst in Hürth gepflegt wurden. Die kleine Sternwarte ist ein verborgenes Kapitel lokaler Bildungsgeschichte und ein Symbol für die Neugier und den Wissensdrang einer vergangenen Generation.
Das versteckte Munitionsdepot aus dem Kalten Krieg
In einem abgelegenen Waldstück bei Kendenich befand sich während des Kalten Krieges ein streng geheimes Munitionsdepot der NATO. Diese Anlage war Teil eines umfassenden Verteidigungsnetzes, das rund um Köln und Bonn eingerichtet wurde. Das Hürther Depot war gut getarnt und wurde nur von wenigen Personen regelmäßig betreten. Selbst Einheimische wussten oft nicht, was sich hinter den umzäunten Flächen und den unscheinbaren Hügeln verbarg. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das Gelände stillgelegt, viele der unterirdischen Bunker versiegelt oder abgebaut. Trotzdem berichten Zeitzeugen bis heute von nächtlichen Transporten, bewaffnetem Wachpersonal und einem strengen Regime der Geheimhaltung. In den vergangenen Jahren haben lokale Geschichtsforscher begonnen, dieses Kapitel Hürther Geschichte aufzuarbeiten. Das ehemalige Depot wirft ein Licht auf die geopolitische Bedeutung der Region und zeigt, wie nah der Kalte Krieg selbst in friedlich wirkenden Gemeinden wie Hürth spürbar war.
Die verschwundene Kapelle von Alstädten-Burbach
Im Stadtteil Alstädten-Burbach stand einst eine kleine Kapelle, die im Mittelalter ein bedeutender religiöser Treffpunkt war. Historische Quellen sprechen von einer Pilgerstätte, die jährlich von Gläubigen aus dem gesamten Rheinland besucht wurde. Die Kapelle wurde im 18. Jahrhundert durch einen Sturm schwer beschädigt und später abgerissen. Heute erinnert nur noch ein unscheinbarer Gedenkstein an das einstige Bauwerk. Doch lokale Legenden erzählen von geheimnisvollen Erscheinungen, die dort gesichtet worden sein sollen, und von einer Quelle, die heilende Kräfte gehabt haben soll. Archäologische Ausgrabungen konnten bisher keine eindeutigen Überreste nachweisen, was das Mysterium um die Kapelle noch verstärkt. Für viele Hürtherinnen und Hürther ist dies ein Stück vergessener Identität, das zeigt, wie viel Geschichte sich in kleinen, unscheinbaren Orten verstecken kann. Die Kapelle gilt bis heute als einer der spirituellen Ursprungsorte der Gemeinde und ist tief im kulturellen Gedächtnis verankert.
Die geheime Künstlerkolonie im Hürther Süden
In den 1920er-Jahren zog der Hürther Süden, insbesondere der Bereich rund um Efferen, eine kleine Gruppe von Künstlern und Schriftstellern an, die dort eine Art informelle Künstlerkolonie bildeten. Inspiriert von der ruhigen Lage und der Nähe zur aufstrebenden Medienstadt Köln, lebten dort Maler, Bildhauer und Autoren in kleinen Gemeinschaften. Sie organisierten Ausstellungen in umgebauten Scheunen und veranstalteten Lesungen in privaten Gärten. Die Bewegung hatte nur wenige Jahre Bestand, verschwand jedoch durch wirtschaftliche Not und politische Umbrüche in den 1930er-Jahren fast spurlos. Heute sind viele der Werke dieser Künstler verloren oder in Privatbesitz. Nur einige wenige Hinweise in alten Adressbüchern und Fotografien deuten noch auf die kreative Blütezeit hin. Die Künstlerkolonie zeigt, dass Hürth nicht nur industriell, sondern auch kulturell ein Ort mit Tiefgang war. Ihre Geschichte ist ein stilles Denkmal für die Vielfalt und Kreativität, die auch in kleinen Gemeinden ihren Platz finden kann.